Auswirkungen der HPV-Aufklärungs-Impfkampagne in der Region Fulda 2018/19
Die Aufklärungskampagne in der Region im März 2018 folgte der Schulimpfungskampagne aus Südhessen, die bereits im Jahr 2015 begonnen hatte. Mit Unterstützung des Staatl. Schulamtes und dem Gesundheitsnetz Osthessen (GNO) konnten nach einer Auftaktveranstaltung im Stadtschloss mit dem Medizin-Nobelpreisträger Prof. Dr. zur Hausen in zwei Info-Veranstaltungen jeweils nach den Sommerferien 2018 und 2019 mit Schulleitungs- und Elternvertretungen Info-Elternabendveranstaltungen an Schulen in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten des GNO initiiert und auch koordiniert werden.
Ziel der Veranstaltungen war die Aufklärung der Eltern zum Komplex HPV-Impfung von Kindern ab dem 9. bzw. 10. Lebensjahr, da insbesondere Hessen die niedrigste HPV-Impfquote von Mädchen und jungen Frauen in Deutschland aufwies.
Im Rahmen der Veranstaltung im Jahr 2019 präsentierte Herr Dr. Hartung erste Zahlen zur Entwicklung der HPV-Impfungen in der Region. Tendenz: leicht ansteigend.
Weiteres Zahlenmaterial über die Entwicklung der HPV-Impfungen in den Folgejahren waren von Seiten des Fördervereins – trotz mehrfacher Versuche an unterschiedlichen Stellen – nicht zu ermitteln.
Coronabedingt waren ab dem Jahr 2020 keine Info-Veranstaltungen mehr durch den Förderverein initiiert worden.
Epidemiologische Bulletin des RKI vom 19.05.2022 zum Thema: Schulimpfungsprogramm als Lösung zur Steigerung der HPV-Impfquote in Deutschland?
Das RKI hat das Schulimpfungsprogramm in Südhessen im Kontext mit der europäischen Entwicklung und speziell auf die Landkreise in Hessen bezogen, ausgewertet.
Dabei bezieht sich das Bulletin zunächst auf Studien in Schweden und Großbritannien, die eindrucksvoll belegen, dass die HPV-Impfungen Zervixkarzinome verhindern.
Die EU-Kommission hat sich demnach das Ziel gesetzt, bei Mädchen bis 2030 eine HPV-Impfquote von mindestens 90 % im Alter von 15 Jahren zu erreichen, die mittel- bis langfristig zur Elimination des Zervixkarzinoms als Public Health-Problem in Europa führen soll.
Für Jungen sollen die HPV-Impfquoten ebenfalls deutlich gesteigert werden. Diesen Zielen hat sich auch Deutschland verpflichtet.
Bei dem seit Beginn 2015 praktizierten Schulimpfungsprogramm in Südhessen zeigte sich ein erheblicher Anstieg der Impfquote bei den vollständig geimpften 10- bzw. 11-jährigen Mädchen. Die Impfquote der gleichaltrigen Mädchen in Gesamthessen stieg dem gegenüber nur geringfügig (Auswertung 2020).
Allerdings betrug die Impfquote 2020 bei den 15-jährigen Mädchen im Landkreis (LK) Bergstraße 62 % (Erstimpfung) und 49,7 % (Zweitimpfung), die Impfquote für dieselbe Altersgruppe in Gesamthessen 63,5 % (Erstimpfung) und 47,5 % (Zweitimpfung).
Die Auswertung des RKI zeigt, dass im LK Bergstraße mehr Mädchen im jüngeren Alter gegen HPV geimpft worden sind als in allen anderen Kreisen in Hessen.
Bei den 15-jährigen Mädchen waren die Impfquoten im LK Bergestraße vergleichbar mit den anderen Landkreisen in Hessen.
Daraus folgt für das RKI: durch das Schulimpfungsprogramm wurden vor allem Eltern erreicht, die einer HPV-Impfung bereits positiv gegenüberstanden und die Impfung ansonsten zu einem späteren Zeitpunkt in der kinderärztlichen Praxis durchgeführt hätten. Durch das Impfprogramm kam es lediglich zu einer Impfung zu einem früheren Zeitpunkt.
Veränderungen bei den HPV-Impfungen im Landkreis Fulda von 2018-2021
Auf Anregung des Fördervereins hat das RKI eine weitere Auswertung des Impfverhaltens in der Region Fulda im Vergleich zum Hessendurchschnitt bis 2021 vorgenommen. Das Ergebnis dürfen wir nach Auskunft des RKI mit folgendem Hinweis veröffentlichen:
„Freundliche Bereitstellung des Robert Koch Instituts, Datenanalyse gemäß Takla A, Schmid-Küpke N, Wischmann O, Rieck T: Schulimpfungsprogramme als Lösung zur Steigerung der HPV-Impfquoten in Deutschland? – Entwicklung der Impfquoten in einer hessischen Modellregion mit Schulimpfungsprogramm. Epid. Bull 2022;20:3-11 / DoI/10.25646/10039“. Die tabellarischen Auswertungen befinden sich im Anhang zu diesem Bericht.
Erst- und Zweitimpfungen Mädchen
Während sich die Erst-Impfquote in der Zeit vom 2014-2017 im Landesdurchschnitt bewegte, lag diese ab 2018 ab dem 12. – 18. Lebensjahr etwas über dem Landesdurchschnitt. Bei den Zweitimpfungen erfolgte bereit ab 2017 bei den 14-jährigen Mädchen ein leichter Anstieg, während die Zahlen bei den 9 – 13-jährigen unter dem Landesdurchschnitt lagen.
Ab dem Jahr 2018 ergaben sich bei den 9 – 12 -jährigen keine Veränderungen, die Impfquote bei den Mädchen bis 18 Jahre stieg hingegen über den Landesdurchschnitt.
Während die Impfquote Zweitimpfungen bei den 18-jährigen weiblichen Jugendlichen in 2021 bei fast 60 % lag, waren in Landesdurchschnitt zu diesem Zeitpunkt lediglich rd. 53 % geimpft.
Erst- und Zweitimpfungen Jungen
Die Auswertung des RKI erfasst die Jahre 2018 – 2201.
Lediglich die Erstimpfungen der 15- und 16-Jährigen liegen in der Region leicht über dem Landesdurchschnitt. Allerdings ist ab 2019 ein überdurchschnittlicher Anstieg der Impfungen in den Altersgruppen 14 bis 18 Jahre – allerdings auf niedrigem Gesamtniveau – zu erkennen.
Während im Landkreis im Jahre 2021 immerhin 18 % der Jungen vollständig geimpft waren sind im Landesdurchschnitt lediglich 13 % vollständig geimpft gewesen.
Das ist insgesamt schlicht zu wenig.
Nach einer aktuellen Pressemeldung der DAK vom 09.11.1023 ist die HPV-Impfquote 2022 bundesweit „dramatisch“ um 25 % zurückgegangen, bei den 15-17 jährigen Jungen um 42 %, bei den Mädchen um 21 %.
Resümee für 2018/19
Die Gründe für den Anstieg der HPV-Impfungen im Landkreis Fulda ab 2018 sind nicht wissenschaftlich belegt.
Ein Indiz: Der Beginn der allgemeinen Schulinformationsveranstaltungen in 2018 und 2019. Von den Informationen haben sich allerdings wohl eher Eltern älterer Kinder und Jugendlicher angesprochen gefühlt als die der 9- und 10-jährigen Kinder, für die der Impfzeitpunkt als der Ideale bezeichnet wird.
Dieses aus Sicht des Fördervereins positive Ergebnis soll in einer weiteren HPV-Info-Kampagne in 2023 an Schulen der Region fortgesetzt werden.
Hierüber werden wir gesondert berichten.